„Das Ergebnis kann sich sehen lassen“
24 Monate Laufzeit und eine neue soziale Komponente: Am 28. Februar einigten sich der ADK und die Gewerkschaft IG BCE auf einen neuen Tarifvertrag. Thomas Hofmann trat dabei zum ersten Mal als Verhandlungsführer der Arbeitgeber auf. Ein Gespräch über die Signalwirkung des Abschlusses in einer schwierigen Zeit.
Insgesamt sind wir unaufgeregt und sozialpartnerschaftlich zu einem tragbaren, vernünftigen Ergebnis gekommen.
Thomas Hofmann,
ADK-Verhandlungsführer
Zum ersten Mal haben sich die Tarifpartner der Kautschukindustrie auf eine Erhöhung der Entgelte um sogenannte Sockelbeträge geeinigt. Was ist an dieser Lösung vorteilhaft?
Hofmann: Mit dieser Einigung ist es uns erstmalig gelungen, durch Einführung von Sockelbeträgen, also einem gleichen Festbetrag für alle Tarifgruppen, eine soziale Komponente in das Ergebnis einzuarbeiten.
Die unteren Lohngruppen profitieren prozentual deutlich mehr von diesem Sockelbetrag als die oberen Gruppen. Das ist in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten und diesbezüglich unsicherer Prognosen für die Zukunft ein wichtiges und starkes sozialpartnerschaftliches Signal. Der Abschluss ist in diesem Sinne ausgewogen und für unsere Branche ein weichenstellendes Signal.
Die Kautschuk- und Kunststoffindustrie, die stark von Automotive geprägt ist, durchlebt aktuell schwierige Zeiten. Inwiefern trägt der Tarifabschluss dieser Situation Rechnung?
Hier sind in erster Linie zwei Aspekte zu nennen. Zum einen haben wir als Arbeitgeber durch die schrittweise Anhebung des Sockelbetrags zu drei Zeitpunkten während der Vertragslaufzeit von 2 Jahren die Möglichkeit, diese enorme finanzielle Belastung besser zu verkraften und uns nicht alle finanziellen Möglichkeiten zu nehmen. Denn wir müssen diesbezüglich auch berücksichtigen, dass die uns angeschlossenen Unternehmen über die Sockelbeträge hinaus auch die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie stemmen müssen. Das bringt viele Betriebe an den Rand ihrer Möglichkeiten. Zum Zweiten gibt uns dieser Abschluss durch die Laufzeit von 24 Monaten als Arbeitgeber ein hohes Maß an Verlässlichkeit und Planungssicherheit, bis deutlich in das Jahr 2025 hinein. Diesbezüglich geht unser Abschluss übrigens deutlich über die Ergebnisse anderer Branchen hinaus.
Die Tarifrunde war Ihre erste als Verhandlungsführer der Arbeitgeber. Wie haben Sie die Verhandlungen erlebt?
Die Gespräche waren komplex und schwierig. Ich war mir aber absolut bewusst, dass die Verhandlungen geprägt sein werden durch einen außergewöhnlich hohen Druck der Belegschaften sowohl auf die Arbeitgeber- als auch auf die Gewerkschaftsseite, der sich aus den bereits geschilderten Umständen erklärt. Dennoch hatten wir aus meiner Sicht zu jeder Zeit ein beiderseitig offenes, zielorientiertes Gesprächsklima mit den Gewerkschaften, nicht immer ohne Konflikt, aber dies liegt in der Natur der Sache.
Man muss nun einmal berücksichtigen, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Verbandsunternehmen unterschiedlich und die Erwartungen an unsere Tarifkommission in diesem schwierigen Gesamtumfeld damit hoch waren. Dem haben wir versucht, verantwortungsvoll gerecht zu werden, indem wir uns für diese Komplexität eingesetzt haben, und ich denke, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann.
Welche Schwierigkeiten haben sich auf dem Weg zur Einigung ergeben?
Sicherlich war die Ausgangssituation der Gespräche und auch deren Verlauf geprägt von den aktuellen Tarifforderungen und -abschlüssen anderer Branchen. Das hat die Ergebniserwartung erhöht, aber auch Zeitdruck erzeugt. Dem haben wir versucht, mit Augenmaß, Souveränität, aber auch mit der notwendigen Zielstrebigkeit zu begegnen. Eine Herangehensweise, die sich letztendlich durch ein gutes Ergebnis ausgezahlt hat.
[Interview: Isabel christian]