Arbeitswelt

Wie geht es weiter für die Auto-
Zulieferer?

Zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich Vertreter der Automobil-Zuliefererbranche wieder zum Innovationskreis getroffen. Dieses Mal bei der Bergmann Automotive GmbH in Barsinghausen.

Es sind harte Zeiten für Niedersachsens Autozulieferer-Industrie. Die Corona-Krise macht vielen Betrieben nach wie vor schwer zu schaffen, die Preise für wichtige Rohstoffe klettern in ungeahnte Höhen und dazu kommt eine Politik der Europäischen Union, die spätestens ab 2035 das Aus des Verbrenners anstrebt. Mit aktuellen Zahlen und Fakten zur Lage der Branche eröffnete Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, den ersten Innovationskreis Auto­mobilzulieferer in diesem Jahr. Gastgeber war dieses Mal Oliver Altmann, Geschäftsführer von Bergmann Automotive in Barsinghausen.

Schmidt machte in seinem Vortrag deutlich, dass Nieder­sachsen ein Automobilland sei: Etwa 60 Prozent der industriellen Wertschöpfung entfallen auf automobil­nahe Zweige, rund 62 Prozent der Industrie­arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an der Automobilindustrie – deutlich mehr als in jedem anderen Bundesland. Umso schwerer leide die niedersächsische Industrie unter Auftragsrückgängen, Kurzarbeit und drohendem Stellenabbau. „In der Zulieferer-Industrie ist von den aktuell 150.000 Jobs mindestens jeder fünfte akut gefährdet“, sagt Schmidt.

Foto: Arbeitgeberverbände Hannover

In der Zulieferer-Industrie ist von den aktuell 150.000 Jobs mindestens jeder fünfte akut gefährdet.

Dr. Volker Schmidt,
AGV-Hauptgeschäftsführer

Um in Niedersachsen ein Szenario des Zerfalls wie in der früheren amerikanischen Auto-Stadt Detroit zu verhindern, müsse der Staat unter anderem gezielte Unterstützungsprogramme für die Automobilindustrie ausbauen. Außerdem müsse es aus Schmidts Sicht dringend steuerpolitische Entlastungen geben, um Inves­titionen anzukurbeln: „Die daraus resultierenden psychologischen Wirkungen sind nicht zu unterschätzen, weil sie die Zukunftserwartungen der Unternehmen nachhaltig stabilisieren.“

In den nachfolgenden Vorträgen sprachen Dr. Michael Merwart von der Innovations- und Technologieberatung der Region Hannover, Christian Weber, Geschäftsführer der Kommunaltechnik Pierau GmbH, und Martin Barthölke von der Investitions- und Förderbank Niedersachsen, kompakt und anschaulich über die aktuellen Investitions- und Fördermöglichkeiten für die Zuliefer­industrie sowie die Dos und Don‘ts bei der Antragstellung. Den Abschluss machte Tobias Zwingmann von der RAPYD.AI GmbH, der mit seinem Vortrag zu KI-Lösungen in der Praxis eine intensive und angeregte Diskussion unter den Teilnehmern auslöste.

Die Treffen des Innovationskreises Automobilzulieferer werden dreimal jährlich von den Arbeitgeberverbänden NiedersachsenMetall und ADK sowie der Industrie- und Handelskammer Hannover organisiert – jedes Mal ist ein Unternehmen oder eine Institution Gastgeber. Im Vordergrund stehen sowohl die Vorträge namhafter Referenten zu aktuellen Themen der Automobilindustrie wie auch die Möglichkeit zum Vernetzen mit anderen Branchenmitgliedern.

[STEFAN MEIER]