Tarifverhandlungen 2025
Schwierige Zeiten für die Kautschuk- und Kunststoffindustrie

Fotos: Tim Schaarschmidt
Die deutsche Kautschuk- und Kunststoffindustrie steckt mittlerweile im dritten Jahr der Rezession. Mehr als die Hälfte der Unternehmen musste 2023 Umsatzrückgänge hinnehmen, jedes sechste verzeichnete sogar Einbußen von über zehn Prozent. Besonders hart trifft es die Automobilzulieferer, die einen Großteil der Branche ausmachen. Rückläufige Nachfrage, drastisch gestiegene Kosten für Energie und Rohstoffe sowie ein hochvolatiler Weltmarkt setzen die Unternehmen massiv unter Druck und erschweren verlässliche Prognosen.
Vor diesem Hintergrund trafen sich die Arbeitgebervertreter des Arbeitgeberverbands der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) und die Gewerkschaft IGBCE erstmals in Hannover zu Tarifgesprächen. Von Beginn an war klar, dass die wirtschaftlich angespannte Lage die Verhandlungen maßgeblich prägen würde.
„Was unsere Unternehmen jetzt brauchen, ist Planungssicherheit“
betonte ADK-Verhandlungsführer Thomas Hofmann gleich zu Beginn.
Ziel sei ein Abschluss, „der Beschäftigung nachhaltig sichert und unsere Wettbewerbsfähigkeit erhält“. Auch Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des ADK, hob die besondere Rolle der Sozialpartnerschaft hervor:„In unserer Branche sind sich beide Seiten immer den Grenzen des Zumutbaren der anderen bewusst. Das ist beispielhaft für die Tariflandschaft in Deutschland.“
Die Verhandlungen blieben in allen Runden von einer respektvollen und sachlichen Atmosphäre geprägt – auch wenn die Positionen zunächst weit auseinanderlagen. Hofmann sprach von „schwierigen und komplexen Gesprächen“, zeigte sich aber überzeugt, dass „durch gute Vorbereitung ein für beide Seiten tragfähiger Kompromiss möglich ist“.
Nach mehreren Wochen intensiver Beratungen gelang schließlich der Durchbruch.
„Mit diesem Abschluss sind wir an unsere Grenzen gegangen“
sagte Hofmann nach der Einigung.
Dr. Schmidt sieht im Ergebnis den Beweis, dass auch unter widrigen Rahmenbedingungen Lösungen möglich sind, die sowohl den Interessen der Beschäftigten als auch der Unternehmen gerecht werden: „Das zeigt, dass man in extrem schwierigen Zeiten zu vorzeigbaren Lösungen kommen kann, ohne Lärm und unnötiges Bohei.“




Der Vertrag im Einzelnen
In der dritten Verhandlungsrunde haben sich die Arbeitgeber der deutschen Kautschukindustrie (ADK) mit der Gewerkschaft IGBCE auf einen neuen Tarifvertrag für die bundesweit rund 70.000 Beschäftigten der deutschen Kautschuk- und Kunststoffindustrie geeinigt. Dieser gilt bis zum 31. Mai 2027 und enthält folgende Vereinbarungen:
- Zum 1. Januar 2026 werden die Löhne und Gehälter um 2,1 Prozent erhöht.
- Zum 1. Dezember 2026 werden die Löhne und Gehälter um 2,2 Prozent erhöht.
- Auszubildende erhalten jeweils 40 Euro mehr Lohn.
- Eine Einmalzahlung für Gewerkschaftsmitglieder in Höhe von 450 Euro im Jahr 2025.
- Ab 2026 jährlich ein Bonus für Gewerkschaftsmitglieder in Höhe von 428 Euro, der ab 2027 tarifdynamisch ausgestaltet ist.
- Die Entscheidungshoheit, ob ein Drittel zusätzliches Monatsgehalt aus einer früheren Tarifvereinbarung ausgezahlt wird oder in Freizeit umgewandelt werden kann, geht zukünftig in die Hände der Betriebsparteien und kann nicht mehr individuell von jeder Arbeitnehmerin und jedem Arbeitnehmer selbst entschieden werden.

Foto: Tim Schaarschmidt