Verbandswelt

Generationswechsel: Andreas Jäger gibt seine Aufgaben Schritt für Schritt an seinen Neffen Julius Jäger ab.

Foto: Christian Wilhelm Link

Nicht schnacken, machen!

Mit Julius Jäger steigt die vierte Generation in die Jäger Group ein. Der 31-Jährige übernimmt nach und nach die Funktionen von Andreas Jäger, der sich zum Ende des Jahres aus dem operativen Geschäft zurückzieht. Doch Onkel und Neffe haben mehr gemeinsam als die familiären Bande.

Er wollte Verantwortung und Spielraum, um selbst gestalten zu können: Andreas Jäger war 34 Jahre alt, als er sich entschloss, seine Position in der Konzernzentrale von BMW in München aufzugeben und zusammen mit seinem Bruder Sebastian als Geschäftsführer ins Familienunternehmen einzusteigen. 30 Jahre später bereitet er sich nun darauf vor, seine Amts­geschäfte nach und nach an seinen Neffen Julius Jäger zu übergeben. Neben der familiären Bindung haben beide eine weitere, wichtige Gemeinsamkeit: Auch Julius verließ sein Angestelltenverhältnis, weil es ihm zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten bot.

„Unabhängigkeit befähigt Menschen unglaublich, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Andreas Jäger. Das habe er von seinem Vater gelernt. Umso schwerer habe er sich damit getan, dass in Konzernstrukturen wie bei BMW Verantwortlichkeiten weitgehend anonymisiert sind. „Wenn ich ein Dokument zur Unterschrift vorgelegt bekam, welches vor mir schon von zwei anderen Führungskräften gezeichnet worden ist, dann habe ich es oft gar nicht mehr ganz gelesen“, sagt er. „Es konnte mir ja nichts mehr passieren.“ Als Familienunternehmer hingegen sei er voll in Verantwortung habe dadurch aber auch den größtmöglichen Handlungsspielraum.

Am Standort in Hannover produziert die Jäger Group unter anderem Förderbänder für die Landwirtschaft.

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Alles Up-to-date: Auch der moderne Maschinenpark der Jäger Group ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.

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Erster Geschäftsführer der vierten Generation

Eine Aussicht, die auch Julius Jäger reizt. Nach seinem Maschinenbau-Studium in Stuttgart arbeitete der 31-Jährige zunächst in einer Beratungsfirma und anschließend in der strategischen Entwicklung eines familiengeführten Maschinenbauunternehmens in Süddeutschland. Dort nahm er sich gern die Freiheit heraus, Dinge schon einmal anzuschieben, bevor er die Erlaubnis der Geschäftsführung hatte. „Damit habe ich mir natürlich nicht nur Freunde gemacht“, gesteht er. „Aber ich habe einfach nicht verstanden, warum viele Menschen in Konzernstrukturen so engstirnig denken, anstatt sich schlicht zu fragen, was das Beste fürs Unternehmen ist, und danach zu handeln.“

Julius Jäger ist der erste aus der vierten Generation, der ins operative Geschäft bei der Jäger Group einsteigt. Seit dem vergangenen Jahr ist er Mitglied der Geschäfts­führung der Jäger Gummi und Kunststoff GmbH und will perspektivisch auch in der Führung der Holding seinem Onkel nachfolgen. Damit der Generations­wechsel möglichst reibungslos klappt, hat sich die gesamte Familie zwei Jahre lang in einen begleiteten Übergabe-Prozess begeben. Neben einigen Regelungen zum Umgang miteinander ist dabei eine Familien­charta herausgekommen, in der jede Genera­tion ihre Randbedingungen und gegenseitigen Erwartungen im Bezug auf die Firma festgelegt hat.

Bei den Funktionen geht es nach Kompetenz

Alle sechs Kinder sind bereits Gesellschafter der Jäger Group, aber außer Julius Jäger plant zurzeit niemand den Einstieg ins operative Geschäft. Er hofft, dass sich das noch ändert und sich einer seiner Brüder, eine der beiden Cousinen oder sein Cousin für eine Karriere im Familienunternehmen entscheidet. Aber verlangt wird es nicht. Im Gegenteil. „Die Gesellschafteranteile sind ein Geburtsrecht, die Funktionen nicht. Da wird nach Kompetenz entschieden“, sagt Andreas Jäger.

Außerdem konkurriere das Familienunternehmen immer auch mit anderen, spannenden Arbeitgebern. „Natürlich hat man als Geschäftsführer im Familienunternehmen viel mehr Gestaltungsspielraum als in einer abhängigen Beschäftigung“, sagt Andreas Jäger. Aber diesen böten etwa auch Start-ups. Ihr Reiz liegt vor allem darin, dass sich Ideen viel schneller umsetzen und testen lassen, da es kein Korsett aus Strukturen und über Jahrzehnte gewachsenen Denkmustern gibt. In einem etablierten Unternehmen wie der Jäger Group hingegen bräuchten Veränderungen häufig mehr Zeit. Dafür könne man als Geschäftsführer auf eine hohe Loyalität der Mitarbeitenden vertrauen, durch deren Expertise neue Entwicklungen deutlich fundierter und nachhaltiger gerieten. „Man kann bei uns immer auf die langjährige Erfahrung und Unterstützung vieler wohlmeinender Menschen zurückgreifen“, sagt Andreas Jäger.

[ISABEL LINK]

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